Methodische Unterschiede – EU-Nachhaltigkeitsvergleich versus deutsche Generationenbilanz

Wie die jährlich von der Stiftung Marktwirtschaft für Deutschland veröffentlichte Generationenbilanzierung beruht auch der EU-Nachhaltigkeitsvergleich der Stiftung im Kern auf einer langfristigen Projektion der Finanzentwicklung der öffentlichen Haushalte. Gleichzeitig bestehen wesentliche Unterschiede.

Hinsichtlich der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Zukunft liegen dem EU-Nachhaltigkeitsvergleich länderspezifische Annahmen zur Entwicklung des BIP zugrunde, welche neben den Produktivitätsfortschritten auch die zukünftige Entwicklung der Erwerbstätigkeit berücksichtigen. Hingegen unterstellt die deutsche Generationenbilanzierung eine Konstanz der heutigen Erwerbsbeteiligung.

Unterschiede bestehen auch im Hinblick auf die fiskalischen Rahmenbedingungen. Zum einen liegt dem EU-Nachhaltigkeitsvergleich die Annahme zugrunde, dass die sonstigen, im weitesten Sinne als nicht altersabhängig einzustufenden Staatsausgaben und die Staatseinnahmen zukünftig entsprechend der Entwicklung des BIP zunehmen werden. In diesem Sinne ähneln die vorliegenden Berechnungen dem Fiscal-Sustainability-Konzept der OECD. Demgegenüber orientiert sich die Fortschreibung der sonstigen Staatsausgaben und der Staatseinnahmen im Rahmen der Generationenbilanzierung an der Bevölkerungsentwicklung. Beispielsweise hat dieser Unterschied im Falle von Deutschland in der Praxis zur Konsequenz, dass sich auf Basis der Generationenbilanzierung eine ungünstigere Entwicklung der Staatsausgaben und -einnahmen und damit eine größere Nachhaltigkeitslücke ergibt.

Schließlich liegt der Generationenbilanzierung eine Fortschreibung der Staatsausgaben und -einnahmen über einen theoretisch unendlichen Betrachtungszeitraum zugrunde. Für den EU-Nachhaltigkeitsvergleich wurde stattdessen unterstellt, dass die Staatsausgaben und -einnahmen im Zeitraum nach 2060 – jeweils gemessen als Anteil am BIP – den jeweiligen Werten des Jahres 2060 entsprechen.

Quelle: Argumente zu Marktwirtschaft und Politik Nr. 125